Erfahrungsbericht: veröffentlicht in der PDF-Ausgabe
der Online-Zeitschrift FE 42 (20.11.2009) von Hartmut Brodien
 

Neue magnetische Grahn-Innenraum-Antenne im Test

Auf Empfang mit der GS5-SE und Modulen

Erfahrungsbericht: veröffentlicht in der (20.11.2009) 

Fotos und Bericht: Hartmut Brodien

Erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht! Nun sind schon wieder über acht Jahre ins Land gegangen, seit in unserer einstmaligen Zeitschrift Radio-Scanner über die GS3-SE und ihre Antennenmodule geschrieben wurde. Auch in der Firma Grahn-Spezialantennen ist die Uhr nicht stehen geblieben. So wurde in letzter Zeit über die Konstruktion eines neuen Grundgerätes gesonnen, welches seit Sommer 2009 auf dem Markt ist. Hartmut Brodien, DE2HBD, hat sich mit Entwickler Jürgen Grahn in Verbindung gesetzt und die neue GS5-SE plus Zubehör für einen Test geordert.

Veränderungen, sichtbar und versteckt 
Beim Grundkonzept dieser auf magnetischer Basis arbeitenden Antenne gibt es natürlich keine Änderungen, und so sind die bislang angebotenen Antennenmodule selbstverständlich allesamt ein- bzw. aufsetzbar. Primäres „Gespann“ hierbei ist nun das neue Grundgerät GS5-SE mit diversen Funktionsschaltungen in Partnerschaft mit der Rahmenantenne ML2, neudeutsch auch „Loop“ genannt. Selbige war beim damaligen Test noch in Konstruktion. Mit ihr ist ein breiter Frequenzbereich von 250 kHz bis 30 MHz empfangbar, so es die physikalischen Bedingungen der vorherrschenden Wellenausbreitung hergeben.

Auffallend, auf der Oberseite, sind zwei verschiedene Aufnahmemöglichkeiten für Antennenmodule, nämlich zum einen mit der bisherigen BNC-Verbindung und nun auch in Form einer 6,5 mm Klinkekupplung. Ferritmodule anderer Hersteller oder aus privatem Eigenbau entstanden, können so in zukünftiger Praxis Verwendung finden. Mit diesem Anschluss wurden zum Beispiel die beiden AOR LA320 sowie LA350 versehen. Auch die Firma BAZ Spezialantennen verwendet unter anderem diese Kontaktierung.

Energiessparschalter 
Das neuartige Gehäuse in silbermetallic ist kastenförmig, ohne vordere Schräge. Der Abstimmknopf wurde gegenüber der GS3-SE etwas kleiner gewählt. Auf besonderen Wunsch soll das Grundgerät künftig auch in Schwarz-silber lieferbar sein. Die LED-Leiste mit ihrer Anzeige der aktuell gewählten Abstimmung ist nun etwas kürzer und lässt sich mit einer Schalterstellung ECO zum sparsamen Energieverbrauch abschalten. Das Batteriefach ist nur noch einzeln vorhanden, weil die Abstimmeinheit mit 4 AA-Zellen (Batterien bzw. Akkus) und einer Versorgungsspannung von 4,5 bis 7,5 Volt auskommt, was sich natürlich mit auf das Gesamtgewicht auswirkt. So wiegt die GS5-SE glatte 300 g weniger als ihr Vorgänger, ohne an der erforderlichen Standfestigkeit Abstriche zuzulassen.

 

links: Batteriefach; rechts: mit VLF-Modul

Schalten und drehen 
Es gibt Hobbyfreunde, die sich nie einen SDR-Empfänger zulegen würden, weil man hier nicht nach Herzenslust an diversen Knöpfen schalten und drehen kann. Diese Gruppe von Wellenreitern kommt mit der GS5-SE wieder voll auf ihre Kosten. Der Autor möchte sich selbstredend dazu zählen.

Das Einschalten wird sofort mit dem Aufleuchten einer LED quittiert, Betriebsbereitschaft ist hergestellt. Ein weiteres Rechtsdrehen bringt den ECO-Modus zum Abschalten der LED-Reihe, und ganz außen wird ein Batterietester zugeschaltet. Hier leuchten so viele LED auf, wie die Energieelemente an Spannung noch hergeben. Ab 4,3 Volt sollten die Batterien ausgetauscht werden, denn sonst droht die Gefahr des Auslaufens, was nicht nur zu optischen Schäden führen kann.

Schrittweise abstimmen 
Das Abstimmen der aufgesetzten Antenne erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird an der ML2 der Bereich grob vorgewählt. Befindet man sich in der unteren Hälfte dieser Spanne, schaltet man auf LOW, oberhalb auf HIGH. Nun wird mit dem zart laufenden Knopf MAIN-TUNING dem Signalhöhepunkt entgegen gedreht. Dies kann noch verfeinert werden, indem mit dem Knopf Attenuator (Abschwächer) ein paar Zehnerschritte in dB gedämpft wird, so dass der Sender eben noch empfangbar ist. Nun wird die Schleife optimal ausgerichtet, nochmals fein gestimmt und schließlich das Signal wieder frei gegeben.

Bei einiger Übung kann die mitgelieferte Tabelle zur Abstimmung bald in der Schublade bleiben. Ein wichtiges „Schmankerl“ ist der interne Konverter, der die niederen Frequenzen des VLF-Bandes auf 10 MHz setzt. So können auch Empfänger auf Lang- und Längstwelle zur Sendersuche eingesetzt werden, deren Abstimmung erst ab 100 kHz oder höher beginnt.

Schnell probiert am VR-500 
Die Funkamateure nennen es QRP, wenn sie ihre Station mit kleiner Sendeleistung bis 10 Watt betreiben und trotzdem Weitverbindungen schaffen. Auch beim Empfangsamateur könnte man im gewissen Sinne von QRP sprechen, wenn er mit einem winzigen Empfänger das empfangen will, was man eigentlich nur einem ausgewachsenen Gerät zutrauen würde

Zu diesem Test ging es hinaus „in freie Wildbahn“, in den Lunapark, einer Anhöhe, nahe der Großstadt Dresden. Im Gepäck waren die GS5-SE, das Modul VLF 2 (namens Alexandersson) und natürlich die ML2 mit ihrer unbestreitbaren Vorrangstellung. Eigentlich sollte nur erforscht werden, wie sich der kleine Handscanner Yaesu VR-500 mit seinem Frequenzgang ab 100 kHz als Nachschaltgerät dieses abstimmbaren Schwingkreises verhält.

Wichtig: der Konverter 
So zeigte sich zunächst die Wichtigkeit des Konverters der GS5-SE, denn unseren Zeitgeber DCF77 auf 77,5 kHz könnte der VR-500 eigentlich gar nicht empfangen. Mit dem VLF 2, entsprechend eingedreht, war das Tonsignal dann, auf 10.077,5 kHz konvertiert, gut zu hören. Auch Deutschlandradio Kultur auf 177 kHz kam, nun ohne Konverter, auf der eingestellten Frequenz, als wäre für den Handscanner die Langwelle das üblichste der Welt.

Mit dem Netbook im Gepäck sollte nun Amateurfunk sichtbar gemacht werden. Eine der beliebtesten Betriebsarten der Funkamateure ist seit vielen Jahren PSK31, was auf festgelegten Frequenzen betrieben wird. Man schreibt mit der PC-Tastatur, und auf dem Bildschirm der Gegenstation wird dieser Text dann sichtbar, dazwischen natürlich der Transceiver bzw. ein Empfänger und jeweils eine Antenne. Auf 14.070 kHz eingestellt, war der VR-500 nach der Abstimmung etwas übersteuert. Zwei Zehnerschritte am Attenuator geschaltet, schufen Abhilfe, machten das Signal ausgezeichnet verwertbar und Klartext wurde sichtbar.

Man könnte also fest halten: Mehr Empfänger für bestimmte Erfordernisse kann, muss aber gar nicht sein. So ist eine auf magnetischer Basis arbeitende Antenne gerade auch für den Besitzer eines Weltempfängers eine anzuratende Wahl, wenn der Teleskopstab nichts bringt, er auf eine Drahtvariante verzichten möchte oder dies vom Vermieter nicht genehmigt bekommt.

Gleiche Umgebung - ungleiche Antennen 
Eine weitere Prüfung des Empfangsverhaltens werden wir im Innenraum durchführen, wo ein System, wie die GS5-SE und ihre Module, vorzugsweise Verwendung findet. Vergleichsantenne wird der bereits in einem Beitrag in FE 41 vorgestellte Eigenbaudipol sein, der inzwischen in einen Faltdipol umkonstruiert wurde und an Bandbreite etwas zugelegt hat. Begonnen wird im 22m-Band der Rundfunksender, weil die kurze Drahtlänge von ca. 8 m für längere Wellen nicht besonders passend ist. Gleiche Bedingungen dahin gehend, dass sich beide Antennen im Innenraum befinden. Die Frequenzen entnehmen wir dem Hörfahrplan-Englisch der ADDX e. V.

 

links: ML2-Modul, Betrieb am VR-500 Mitte: BPSK31 

Empfangserfolge 
Auf 13.610 kHz sendet CRI Beijing und kommt am Dipol mit S9 und einem guten Audio an. Die ML2 bringt das Signal eben so klingend mit satten S9+20dB. Der World Service BBC überträgt auf 15.310 kHz aus Thailand mit einem Signal, welches der BC-DXer mit O = 3 bezeichnen würde. Beide Antennen können es gleichwertig. Noch einmal lässt China Radio International auf 13.710 kHz mit S9+20dB aufhorchen und bringt ein Audio nahe Ortssenderqualität, etwas Fading inbegriffen. Der Dipol hat nur S9 zu bieten, allerdings geringfügig rauschärmer.

„Brother Stair“ aus den USA sendet via Relais in Deutschland auf 6.110 kHz mit schwankenden S5 bis S7. An der ML2 sind es S9 mit Schwankungen in den Plusbereich der dB-Anzeige gehend. Das Audio ist gleichwertig. Am Icom IC-7400 mit zwei schaltbaren Antenneneingängen machen sich derartige Vergleiche besonders gut, weil hier nicht jedesmal umgesteckt werden muss.

Zum Schluss unserer kleinen Beobachtung bekommen wir von CVC International noch eine gehörige Musikeinlage. Die Frequenz lautet 11.730 kHz, der Sender steht laut Liste in Australien und kommt mit brauchbarer Qualität an. Elektrisch, wie auch magnetisch wirkende Antenne ziehen hier annähernd gleich. Weitere Vergleiche würden hier eher langweilen, und so kann dem DXer an dieser Stelle nur empfohlen werden: Selbst ausprobieren macht klug!

Fazit 
Wer in seinen „vier Wänden“ an der Zimmerdecke einen Draht spannen will, muss unter Umständen damit rechnen, dass die liebe Partnerin, mit dem Seitenschneider in der Hand, der Freude ein schlagartiges Ende setzt. Eine magnetisch wirkende Antenne wie die GS5-SE hingegen ist schon optisch der absolute „Hingucker“, und die damit verbundene Geldausgabe wird vom „Finanzminister“ der Familie schon aus diesem Gedanken heraus eine wohlwollende Genehmigung erfahren.

Eine Drahtantenne, wäre außerdem zu bedenken, die Lang-, Mittel- und Kurzwelle kann, ist auf kleinem Raum nicht machbar. Hier kommen nur Lösungen mit abstimmbaren Geräten infrage. Die GS5-SE mit ihren verfügbaren Modulen ist solch ein durchaus anzuratender Vertreter. Gerade auch für Reisende mit Neigung zum Funkempfang wäre die hier vorgestellte Variante eine ernste Überlegung wert, denn andere Möglichkeiten einer Antennenerrichtung gibt es in Hotelzimmern eher selten.

 

"Freiland-Fernempfang"

Für die Unterstützung danken wir der Firma Grahn-Spezialantennen, Stuttgarter Str. 215, D-73230 Kirchheim-Teck, Telefon: +49 7021 979850, www.grahn-spezialantennen.de/

Stand: 9/2009

 

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